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Bürgerinitiative: Baustopp nach Vogelsichtungen Die W.E.B. Windenergie AG stoppte den Bau von vier Windrädern in Grafenschlag. Bürgerinitiative sieht Vogel-Lebensraum gefährdet und will Projekt kippen.
Aufregung um den Bau von Windrädern bei Grafenschlag: Die IG Waldviertel sieht ein „Skandalprojekt“ und ortet Vertreibungsversuche von gefährdeten Tierarten. Die W.E.B Windenergie AG bestätigt einen Baustopp, bis die Sachlage geklärt ist.
Stein des Anstoßes ist die Errichtung von vier Windrädern, die NÖN hat mehrfach berichtet: Zuletzt wurden die Betonfundamente errichtet. Im Projektgebiet werden von Anrainern aber immer wieder streng geschützte Schwarzstörche und Adler beobachtet, heißt es in einer Aussendung der IG Waldviertel. Deshalb laufe seit März eine Raumnutzungserhebung, die bis August von Ornithologen durchgeführt wird.
Die Bauarbeiten und auch die Windräder selbst würden den Lebensraum der Tiere beeinträchtigen: „Derartige Vertreibungsversuche sind ein schwerer Verstoß gegen die EU-Vogelschutzrichtlinie und das Naturschutzgesetz. Die sofortige Einstellung der Bauarbeiten ist unverzüglich anzuordnen, da derzeit keine objektive Beurteilung des Tierbestandes realistisch erscheint und die Vögel täglich vergrämt werden“, heißt es seitens der IG Waldviertel.
Bürgerinitiative strebt jetzt eine Revision an
In einem Schreiben der Umweltorganisation „Pro Thayatal“ wurden die Umweltanwaltschaft, die Bezirkshauptmannschaft Zwettl sowie „BirdLife“ und der Naturschutzbund informiert und um rasches Einschreiten gebeten.
„Das Projekt in Grafenschlag hat mit Ökostromerzeugung und grüner Energie nichts mehr zu tun. Es wurde unter Missachtung europäischer Rechtsvorschriften in einem äußerst oberflächlichen Verfahren im Jahr 2016 genehmigt. Wir werden versuchen, eine Revision in die Wege zu leiten“, kündigt Günter Maier von der Bürgerinitiative vor Ort an.
W.E.B.-Sprecherin Beate Zöchmeister erklärt auf NÖN-Nachfrage, dass die Fundamentbauarbeiten seit Ende März liefen: „Für diese Maßnahmen liegt selbstverständlich eine umfassende Naturschutzgenehmigung vor.“
Vergangene Woche wurde die W.E.B. laut Zöchmeister informiert, dass Ornithologen in einem Waldstück in der Gemeinde Grafenschlag einen Schwarzstorchhorst gefunden haben, der von Schwarzstörchen angeflogen wird. „Da der Horst im Umfeld des Windprojektes Grafenschlag liegt, sind wir selbstverständlich unserer Verpflichtung nachgekommen, diesen Bereich vorsorglich entsprechend zu schützen, und haben daher in der Folge die Bauarbeiten bereits vergangene Woche umgehend eingestellt“, erklärt Zöchmeister.
Die weitere Vorgangsweise könne erst festgelegt werden, wenn die Ergebnisse der Untersuchungen der ökologischen Fachgutachter vorliegen und die Faktenlage geklärt ist.
Bürgermeister Heiderer weiter hinter Projekt
Weiter hinter dem Projekt steht ÖVP-Bürgermeister Franz Heiderer: „Wenn Gutachter und Behörden feststellen, dass an diesem Standort der Bau von Windrädern möglich ist und jetzt gesagt wird, das sei nicht rechtskonform – da tu ich mir sehr schwer. Da wird die Rechtsstaatlichkeit ausgehebelt.“
Er begrüße den Ausbau von erneuerbarer Energie: „Das ist unumgänglich. Da stehe ich persönlich dahinter.“ So forciere die Gemeinde auch den Ausbau von PV-Anlagen auf gemeindeeigenen Dächern.
Die IG Waldviertel sieht in den Windrädern jedenfalls „große Naturzerstörung mit wenig Ertrag“, heißt es in ihrer Aussendung: „Werden die Lebensräume der geschützten Tierarten berücksichtigt, wie es die Gesetze vorsehen, so ist entweder der Rückbau der Anlage erforderlich, die Inbetriebnahme zu unterlassen (wie Zwentendorf – errichtet aber nie in Betrieb) oder es ist zumindest mit monatelangen Abschaltzeiten zu rechnen.“